Coronavirus und Grippe treffen aufeinander
Das neuartige Coronavirus hält uns weiter in Atem.
Forschung und Wissenschaft Neuigkeiten

Influenzasaison 2020/21: Die Grippe trifft auf Corona

Durch die anstehende Grippewelle und die weiter grassierende COVID-19-Pandemie treffen zwei schwere Infektionskrankheiten aufeinander. Die Gesundheitssysteme wappnen sich für den Ernstfall. Wie kritisch sich die Lage entwickelt, hängt vor allem auch von der Einhaltung der bekannten Infektionsschutzmaßnahmen ab.

Mit Beginn der kalten Jahreszeit nimmt auch die Grippesaison in der nördlichen Hemisphäre wieder Fahrt auf und könnte das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen stellen. Denn jedes Jahr werden mehrere Tausend Patienten mit einer Influenza stationär in einem Krankenhaus behandelt – in der außerordentlich heftigen Grippesaison 2017/2018 waren es 60.000 Fälle. [1] Rechnet man dazu noch die potentiell stationär zu behandelnden COVID-19-Patienten hinzu, kann es schnell zu Kapazitätsengpässen bei der medizinischen Versorgung kommen. Vor allem auf den Intensivstationen von Kliniken und Krankenhäusern.

Insgesamt hängt jedoch vieles davon ab, wie sich die beiden Infektionskrankheiten in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln. Die Influenza hat sich in den letzten Jahren in ihrer Aktivität recht wechselhaft gezeigt, was eine Vorhersage hinsichtlich des Verlaufs nicht simpel macht.

Neben dem Ziel, die Gesundheitssysteme vor einem Kollaps zu bewahren, steht natürlich auch der ganz individuelle Schutz der Menschen im Vordergrund, sich vor einer Infektion zu schützen. Wie stark sich die Grippe und Corona beeinflussen, zeigt eine aktuelle Untersuchung von Forschern am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. [2] Den Wissenschaftlern zufolge erhöhen vorangegangene Grippeerkrankungen die Corona-Übertragung im Durchschnitt um das 2,5-Fache. Um diese Wechselwirkung und generell eine Infektionsgefahr mit dem Influenzavirus zu reduzieren, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut besonders in diesem Jahr eine Grippeschutzimpfung für die Risikogruppen.

Zu den Risikogruppen zählen folgende Personengruppen:

  • Menschen ab 60 Jahren
  • chronisch Kranke
  • Schwangere

Grippeschutzimpfung: Sinnvolle Maßnahme mit Einschränkungen

Für das neuartige Coronavirus steht bis dato noch kein passender Impfstoff zur Verfügung – das Robert Koch-Institut (RKI) rechnet frühestens Anfang 2021 mit einem passenden Impfstoff. [3]  

Bis dahin nehmen die ohnehin schon wichtigen Infektionsschutzstandards wie das Abstandhalten, die sorgfältige Händehygiene und das Tragen einer Alltagsmaske eine noch wichtigere Rolle ein. Dieses Maßnahmen-Trio ist auch allgemein als AHA-Formel bekannt. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass in Ländern mit guter Einhaltung der AHA-Regeln zwischen 1. Juni und 20. August 2020 13,6-mal weniger Menschen an COVID-19 gestorben sind, als in Ländern mit schlechter Einhaltung der Regeln. [4]

Coronavirus trifft auf die Grippesaison
Die Quoten bei der Grippe-Impfung nehmen seit den letzten Jahren ab.

Diese Maßnahmen gewinnen zusätzlich an Bedeutung, wenn wir uns die weiter sinkenden Impfquoten bei der saisonalen Grippe in der Bevölkerung vor Auge führen. So liegt die Impfbeteiligung in der Risikogruppe „ab 60 Jahren“ bei gerade einmal 35% und hat in den vergangenen 10 Jahren kontinuierlich abgenommen. Bei den Personen mit einem chronischen Grundleiden sind es sogar nur „magere“ 20%. [5]    

Erschwerend kommt hinzu, dass die Impfung in der abgelaufenen Grippesaison 2019/2020 nur eine Wirksamkeit von 30 – 60% zeigte und folglich keine Garantie für einen Infektionsschutz gibt.

Corona vs. Grippe: Erfahrungen von der südlichen Erdhalbkugel

Wie sich Abstand halten, Händehygiene und Mund-Nasen-Masken auf den Verlauf der Influenzasaison auswirken können, zeigt die Grippesaison 2019/2020, die mit Einführung strikter Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie abrupt endete.

Auch Daten von der südlichen Erdhalbkugel deuten darauf hin, dass sich die Einführung der Hygiene-Regeln auf den Verlauf der Grippesaison 2020/2021 auswirken kann. Konkret zeigen Untersuchungen von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC, dass in Australien, Chile und Südafrika zwischen April und Juli lediglich 51 Influenzainfektionen registriert wurden und die Fallzahlen somit weit unter denen der Vorjahre liegen. [6]

Halten wir fest: Die bekannte AHA-Regel ist weiterhin das A und O, um sich und seine Mitmenschen vor der saisonalen Grippe und COVID-19 zu schützen. In letzter Instanz profitieren davon auch die Gesundheitseinrichtungen, um eine optimale Patientenversorgung sicherzustellen. 


Quellen

[1] Buda, Silke, et al. “Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2017/18.” (2018).

[2] de Celles, Matthieu Domenech, et al. “Influenza may facilitate the spread of SARS-CoV-2.” medRxiv (2020).

[3] Seifried J, Böttcher S, Albrecht S, Stern D, Willrich N, Zacher B, Mielke M, Rexroth U, HamoudaO: Erfassung der SARS-CoV-2-Testzahlen in Deutschland (Stand 26.8.2020). Epid Bull 2020;35:11–14 | DOI 10.25646/7113

[4] https://news.rub.de/wissenschaft/2020-08-24-corona-pandemie-verhaltensmassnahmen-gegen-covid-19-retten-leben

[5] Ständige Impfkommission beim RKI: Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) – Bestätigung der aktuellen Empfehlungen zur saisonalen Influenzaimpfung für die Influenzasaison 2020/21 in Anbetracht der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie Epid Bull 2020;32/33:28–30 | DOI 10.25646/7040

[6] Olsen, Sonja J. “Decreased Influenza Activity During the COVID-19 Pandemic—United States, Australia, Chile, and South Africa, 2020.” MMWR. Morbidity and Mortality Weekly Report 69 (2020).

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