Bei der hygienischen Händedesinfektion im Gesundheitswesen geht es nicht nur um die Aktion selbst, sondern auch um das wie. Hier ist neben der empfohlenen Einreibezeit besonders die applizierte Menge entscheidend, bei der jedoch selten das richtige Maß eingehalten wird. Dies führt uns zu einer Innovation.
Sie gilt als effektivste, wirtschaftlichste und einfachste Maßnahme, um nosokomiale Infektionen zu verhüten. Die hygienische Händedesinfektion. Im Krankenhausalltag ist sie gewiss fest verankert und wird vom medizinischen Personal – mal mehr, mal weniger – regelkonform basierend auf den fünf Momenten der Händehygiene umgesetzt.
Die derzeitige Covid-19-Pandemie führt dazu, dass diese Infektionsschutzmaßnahme noch stärker in den Fokus rückt als zuvor – nicht nur im medizinischen Sektor, sondern auch in der Öffentlichkeit. Daraus ergeben sich jedoch unweigerlich Versorgungsengpässe bei den Händedesinfektionsmitteln. Mittlerweile sind Krankenhäuser sogar teilweise dazu gezwungen, die alkoholbasierten Präparate in eigener Produktion herzustellen – wie Dr. Béatrice Grabein vom LMU Klinikum uns kürzlich in einem Gespräch verriet.
Covid-19 stellt uns also vor einige Herausforderungen und verlangt, dass die hygienische Händedesinfektion möglichst korrekt durchgeführt wird.
Händedesinfektion bei Covid-19: Begrenzt viruzide Mittel ausreichend
Zunächst einmal ist es wichtig, dass die eingesetzten Händedesinfektionsmittel nicht nur gegen die üblichen Krankenhauskeime wirken, sondern auch das neuartige Coronavirus mit der offiziellen Bezeichnung SARS-CoV-2 inaktiviert. Hier genügen alkoholische Desinfektionsmittel mit einem „begrenzt viruziden“ Wirkspektrum. Also Mittel, die gegen behüllte Viren wirksam sind.
Aber auch die in Kliniken eingesetzten Präparate der Kategorien „begrenzt viruzid plus“ und „viruzid“ inaktivieren das neuartige Coronavirus zuverlässig. Diese Mittel bringen neben den behüllten auch die hartnäckigeren unbehüllten Viren „zum Schweigen“.
3 Milliliter pro Händedesinfektion empfohlen
Nicht minder wichtig als das Bereitstellen der Handdesinfektionsmittel ist eine ausreichende Entnahmemenge. Hier gilt ein Volumen von drei Millilitern als maßgebend, um eine Keimreduktion von mindestens 5 log10Stufenzu erreichen.
Die 3 ml für eine hygienische Händedesinfektion werden von führenden Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und auf nationaler Ebene von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut (KRINKO) empfohlen. Außerdem ist dieser Wert offiziell in der EN 1500 festgelegt und bildet so gesehen einen Standard. Die EU-Norm beschreibt übrigens auch die sechs Schritte der Händedesinfektion.
Warum eine ausreichende Desinfektionsflüssigkeit auf der Hand wichtig ist, zeigen Studien. Eine umfassende Arbeit von Prof. Günter Kampf und Kollegen stellte eindeutig fest, dass ein geringeres Volumen mit einer schlechteren Keimreduktion einhergeht. Der Grund: Die Hände des Krankenhauspersonals werden nicht ausreichend von dem Mittel erfasst. Eine Desinfektion mit weniger als 2 ml führte bereits in der genannten Untersuchung dazu, dass die Hände Benetzungslücken von über 60 Prozent aufwiesen. [1]
„Die Entnahmemenge von 3 ml Desinfektionsmittel bei jeder hygienischen Händedesinfektion stellt in Kombination mit der empfohlenen Einreibezeit und der richtigen Einreibetechnik die geforderte Keimreduktion auf den Händen sicher. Zudem muss darauf geachtet werden, dass ein Händesinfektionsmittel eingesetzt wird, welches auch das erforderliche Wirkspektrum aufweist. “
Dr. med. Andreas Glöckner, Medical Director
Somit gelten die drei Milliliter als wichtiger Wert, um die Händehygiene-Qualität sicherzustellen. Das Nationale Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) nutzt den Wert von 3 ml dazu, um auf Basis von gemeldeten stations- oder krankenhausweiten Verbrauchsdaten eine Gesamtzahl aller durchgeführten Händedesinfektionen zu ermitteln.
Für die Händehygiene-Qualität ist ein zweiter Faktor entscheidend: Die Einreibezeit. Auch hier legt die EN 1500 eine standardisierte Vorgehensweise fest, die sechs Schritte je fünf Sekunden umfasst. Heißt: 30 Sekunden pro hygienischer Händedesinfektion.
Die Hygieneverantwortlichen schulen Ärzte und Pflegepersonal regelmäßig in diesen beiden Aspekten der Händehygiene und empfehlen, zwei volle Hübe aus den Eurospendern zu entnehmen. Dies entspricht relativ genau der erforderlichen Menge.
Soweit die Theorie.
Die Wahrheit über die Händehygiene-Qualität
In der Praxis sieht es jedoch häufig anders aus: Schnelle aber nicht vollständig getätigte Hübe, dass unklar ist, wie viel Desinfektionsmittel tatsächlich entnommen wurde. Oder gar nur ein einmaliges Betätigen des Bedienhebels, was unweigerlich dazu führt, dass die Hände nicht vollständig benetzt werden können.
Hinzu kommt, dass die Dosierpumpen in der Regel eine Einstellfunktion haben, was die Ausgabemenge pro Hub angeht, sodass selbst die zwei vollen Hübe bei zu niedrig eingestelltem Hubvolumen nicht ausreichen, um den Empfehlungen zu entsprechen.
Eine Studie von Prof. Simone Scheithauer unterstreicht die Notwendigkeit, stärker auf die korrekte Entnahmemenge in den Krankenhäusern aufmerksam zu machen. Denn häufig wird zu wenig appliziert: Durchschnittlich 1,69 ml pro Händedesinfektion – zumindest dann, wenn nicht explizit geschult wird. [2]
Ein wahrlich unbefriedigender Zustand, der speziell in Pandemiezeiten wie Covid-19, den Patienten- und Eigenschutz gefährdet.
Grünes Licht für den Infektionsschutz
An diesem Punkt kommen technische Innovationen ins Spiel und können die Händehygiene-Qualität aktiv verbessern. Die ingo-man® SmartNose löst das Problem auf einfache Art und Weise. Als intelligente Auslaufblende am Desinfektionsmittelspender zeigt sie dem Anwender über eine integrierte grüne LED sofort an, ob genügend Volumen entnommen wurde. Ein echter Problemlöser für die Krankenhaushygiene. Zugleich führt die optische Rückmeldung dazu, dass sich das medizinische Personal beim Thema „Händehygiene“ abgeholt fühlt. Feedback-Elemente zur Verbesserung der Händehygiene sind wissenschaftlich gut untersucht – sie fördern die Hygiene-Compliance. [2,3]
Weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil der ingo-man® SmartNose: Sie schützt nicht nur vor einer zu wenig entnommenen Menge, sondern kann auch davor bewahren, dass unverhältnismäßig viel Desinfektionsmittel für die hygienische Händedesinfektion genutzt wird. Sicher sollten Personen mit großen Händen auch mehr als drei Milliliter nutzen, doch so sorgt die intelligente Technik in diesem Fall zumindest für eine sehr gute Orientierung.
Wir sehen: Gerade in Zeiten von Lieferengpässen und Desinfektionsmittelknappheit unterstützt diese Funktion die Versorgungssicherheit zusätzlich. Denn die Coronavirus-Situation zeigt eindrucksvoll wie schnell sich die Lager leeren können.
Im Handumdrehen installiert
Da wir gerade von Versorgungssicherheit sprechen: Die ingo-man® SmartNose ist mit allen manuellen Eurospendern der ingo-man® Serie kompatibel und lässt sich als Nachrüsteinheit ganz einfach an die Geräte installieren. Dadurch, dass der Spender allerhand Flaschen von verschiedenen Desinfektionsmittelherstellern aufnimmt, sind Krankenhäuser maximal flexibel und ungebunden bei der Füllgutwahl.
Dank der jederzeit möglichen Anbindung an das OPHARDT Hygiene Monitoring System® können Hygieneverantwortliche zudem an weiteren Stellschrauben drehen, um die Infektionsprävention weiter zu verbessern.
Wir halten fest: Mit dem technischen Fortschritt im Bereich der Desinfektionsmittelspender kommen wir Stück für Stück einer optimalen Händehygiene-Qualität näher. Auch wenn zurzeit kontrovers diskutiert wird, inwiefern die Dauer der hygienischen Händedesinfektion von 30 Sekunden noch dem Stand der Wissenschaft entspricht, bleibt eine ausreichende Entnahmemenge von mindestens 3 ml weiterhin Richtwert.
Testergebnisse über den Desinfektionsmittelspender ingo-man.
Quellen:
[1] Kampf G et al. Less and less–influence of volume on hand coverage and bactericidal efficacy in hand disinfection. BMC infectious diseases. 2013;13: 472.
[2] Scheithauer S et al. Do WiFi-based hand hygiene dispenser systems increase hand hygiene Compliance? Am J Infect Control. 2018;46:1192-1194
[3] Diefenbacher S et al. A quasi-randomized controlled before-after study using performance feedback and goal setting as elements of hand hygiene promotion. J Hosp Infect. 2019;101:399-407
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