Eine Umfrage unter Hygieneverantwortlichen zeigt Lücken bei der Reinigung von Spendern im Krankenhaus – dabei existieren praktische Alternativen für das Hygienemanagement.
Eine gut praktizierte Händehygiene ist für einen umfassenden Patientenschutz unerlässlich und immer mehr Menschen ist bei der Wahl einer Klinik der Hygienestandard mitbestimmend.
Zum gründlichen Waschen und Desinfizieren der Hände stehen dem Krankenhauspersonal an unzähligen Orten entsprechende Hygienespender zur Verfügung – gerade in der unmittelbaren Patientennähe sorgen festinstallierte Desinfektionsmittelspender für eine komfortable Entnahme von alkoholbasierten Präparaten, ohne weite Wege zurücklegen zu müssen. Dies ist gerade in Zeiten von zunehmenden personellen Engpässe und der wahrnehmbaren steigenden Arbeitsbelastung in der Pflege häufig ein Segen, da der Arbeitsfluss nicht unterbrochen wird.
Neben der regelmäßigen Händehygiene, spielt aber auch die sorgfältige Spenderhygiene eine wichtige Rolle im Rahmen des Infektionsschutzes. Denn die Spenderaufbereitung gewährleistet nicht nur die einwandfreie Funktion, sondern beugt auch einer möglichen Kontamination des Systems effektiv vor.
Kritische Stellen bei der Aufbereitung
Bei der genaueren Betrachtung der einzelnen Komponenten eines Hygienespenders wird schnell deutlich, dass die Dosierpumpe besonders im Fokus steht. Im permanenten Kontakt mit dem Füllgut, haften im Inneren des Ansaugrohrs und am Pumpenauslauf häufig Produktrückstände, die die Dosierung beeinträchtigen können. Speziell bei Händedesinfektionsmitteln mit Zusatzstoffen wie rückfettende Substanzen oder viskosen Präparaten bilden sich bei einer unregelmäßigen Aufbereitung nicht selten Ablagerungen an den genannten Stellen.
Betrachtet man das Außenteil eines Hygienespenders, so zeigt sich eine Stelle als besonderer „Hot-Spot“: der Bedienhebel. Ständig in Kontakt mit den Händen, Unterarmen und Ellbogen der Anwender, können schnell Kreuzkontaminationen auftreten und die erworbenen Erreger im schlimmsten Fall auf immungeschwächte Patienten mit möglichen fatalen Folgen übertragen werden.
Kontaminierte Handwaschpräparate
Aber wie hoch ist die Gefahr wirklich, dass die Füllgüter mikrobiell verunreinigen? Diese Frage untersuchte ein Team um Dr. Sabine Gleich im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit an einem deutschen Universitätsklinikum. Die Forscher stellten Folgendes fest: bei hundert untersuchten Flüssigseifenspendern waren zehn Prozent der Waschlotionen mit Umgebungsbakterien kontaminiert. Jedoch wies keine der Proben mehr als 2 koloniebildende Einheiten auf. [1]
Weitere Studien zeigen, dass gerade das Kontaminationsrisiko bei nachgefüllter Seife besonders hoch ist und sogar zu Ausbrüchen führen kann. [2] Und auch bei Spendersystemen die mit Einwegflaschen betrieben werden, können bei einer unsachgemäßen Aufbereitung unerwünschte Kontaminationen der Seife auftreten. [3]
Betrachtet man die Sachlage bei Desinfektionsmittelspendern, sind diese im Vergleich zu Seifenspendern weitaus unkritischer hinsichtlich der mikrobiellen Besiedlung. Nichtsdestotrotz führt eine unterlassene Reinigung und Pflege der Spender dazu, dass die alkoholbasierten Präparate nicht mehr einwandfrei dosiert werden können – mit durchaus negativen Auswirkungen auf die Händehygiene-Performance. Von dem ästhetischen Eindruck eines verkrusteten Pumpenauslaufs einmal ganz zu schweigen.
Sichtweise der KRINKO
Gemäß §23 des Infektionsschutzgesetzes erstellt die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) – die am Robert Koch-Institut angesiedelt ist – detaillierte Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen. Die veröffentlichen Leitlinien haben bindenden Charakter für Einrichtungen des Gesundheitswesens und müssen vom Hygienemanagement umgesetzt werden. Mit der im Jahr 2016 aktualisierten Empfehlung zur Händehygiene wurden unter anderem die Anforderungen an die Spenderaufbereitung detailliert beschrieben und umfassend erweitert.
Konkrete Vorgaben macht die Kommission für das Äußere des Spenders: So sollen Tropfnasen am Auslass und sichtbare Verunreinigungen am Gehäuse durch eine Wischdesinfektion beseitigt werden. Der Bedienhebel sollte nach Ansicht der KRINKO sogar jeden Tag wischdesinfiziert werden.
Hinsichtlich Umfang und Frequenz der Innenaufbereitung von Hygienespendern definiert die KRINKO keine festen Fristen und überlässt den Häusern mehr oder weniger „freies Spiel“ – unabhängig ob Seifen- oder Desinfektionsmittelspender. Jedoch sollten die individuell definierten Zyklen in den hauseigenen Hygieneplänen zu Papier gebracht werden und somit verbindlich für das Personal sein.
Insgesamt existieren zwei Aufbereitungsarten: Manuell und maschinell. Die manuelle Aufbereitung umfasst zahlreiche Schritte, die von der Reinigung der Dosierpumpe mit heißem Wasser bis zum Desinfizieren des Gehäuses reicht. Die De- und Remontage des Spendersystems kommt bei beiden Arten dazu – ein echter Zeitfresser.
Kosten: Jenseits von Gut und Böse
Eine publizierte Kostenaufstellung von Frau Dr. Dr. Otto-Karg aus dem Klinikum Fulda zeigt, dass bei einer halbjährlich manuellen Reinigung von 4.000 Spendern Kosten in Höhe von 6.800€ entstehen können – wahrscheinlich das untere Ende der „Fahnenstange“. Denn: Logistische Prozesse, das Abschrauben bzw. Anbringen der Spender, die tägliche Oberflächenreinigung und weitere Faktoren sind hier nicht einberechnet. In einer anderen Veröffentlichung von Stefan Drees aus dem St. Elisabeth-Krankenhaus Köln-Hohenlind wurden Kosten für eine sachgemäße Spenderaufbereitung bei jedem Flaschenwechsel von jährlich bis zu 125.000€ für ein 700-Bettenhaus publiziert. Eine gewaltige Summe und ein Aufwand der von den medizinischen Einrichtungen nur selten vollumfänglich zu bewältigen ist.
Eine im Oktober 2018 durchgeführte Umfrage unter Fachpersonal während des Freiburger Infektiologie- und Hygienekongresses zeigt interessante Einblicke in das Reinigungsverhalten von deutschen Kliniken und Krankenhäusern. Die im Journal Infection Control & Hospital Epidemiology publizierten Ergebnisse demonstrieren, dass jede dritte Einrichtung nur sichtbar verschmutzte Desinfektionsmittelspender adäquat reinigt. Das birgt die Gefahr, dass Spender und Dosierpumpen von außen als sauber bewertet werden aber im Inneren verschmutzt sind und somit nicht entsprechend aufbereitet werden. 15 Prozent sagen sogar, nie aufzubereiten. [6]
Gerade einmal die Hälfte der Befragten gab definierte Zeitpunkte an.
Praktische Alternativen zur Aufbereitung
Wie wir gelernt haben, kann sich das Reinigungsverhalten – speziell bei Seifenspendern – negativ auf die Spenderhygiene auswirken. Hier hat die KRINKO eine Lösung parat und plädiert für den Einsatz von Einwegpumpen, die sich an die diejenigen richtet, die den Aufwand der fortwährenden Aufbereitung scheuen.
„Günstig ist daher bei Spendern für Handwaschpräparate die Verwendung von Einmalpumpen am Gebinde, die mit dem leeren Gebinde verworfen werden.“
Auszug aus der KRINKO-Empfehlung, 2016
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) stößt in ihrer ebenfalls namenhaften und spezifischen Empfehlung zu den Anforderungen an Seifen- und Händedesinfektionsmittelspendern in Einrichtungen des Gesundheitswesens hinsichtlich der Verwendung von Einwegpumpen „ins gleiche Horn“ wie die KRINKO und spricht sich sogar für deren Einsatz in Desinfektionsmittelspendern aus. [7]
„Seifen- und Händedesinfektionsmittelspender mit Einwegpumpköpfen, die mit dem leeren Gebinde zu entsorgen sind, sind zu bevorzugen. Werden die Pumpköpfe für nachfolgende Gebinde verwendet, muss vom Hersteller eine detaillierte Aufbereitungsanweisung benannt werden.“
Auszug aus der DGKH-Empfehlung, 2011
Genau dieser Forderung der beiden namenhaften Institutionen schließen sich immer mehr Krankenhäuser an. So unter anderem die Klinik Oberammergau: Hier kommen seit Jahresbeginn in allen Patientenzimmern der Akutbereiche sowie in stark frequentierten Therapiebereichen innovative DHP Einwegpumpen zum Einsatz und erweitern den Hygienestandard der oberbayerischen Einrichtung. Ein weiteres Beispiel ist das Evangelische Krankenhaus Lippstadt. In insgesamt über 150 Händedesinfektionsmittelspendern setzt die nordrhein-westfälische Klinik speziell auf hygienesensiblen Intensivstationen auf die Vorteile der praktischen DHP Einwegpumpen.
Dabei verzichten die Einrichtungen nicht auf die Möglichkeit, Füllgüter unterschiedlicher Hersteller einzusetzen. Der sogenannte Euroflaschen-Standard garantiert den Anwender eine größtmögliche Flexibilität und wird ebenso von der KRINKO und DGKH empfohlen. Das offene Format garantiert zudem langfristige Einsparpotentiale für Krankenhausleiter.
Quellen:
[1] Gleich, S., Vieweg, C., & von Baum, H. (2015). Untersuchung der mikrobiellen Kontamination von Waschlotionsspendern aus unterschiedlichen Risikobereichen. Hyg Med, 40(6), 236-241.
[2] Buffet-Bataillon, S., Rabier, V., Bétrémieux, P., Beuchée, A., Bauer, M., Pladys, P., … & Jolivet-Gougeon, A. (2009). Outbreak of Serratia marcescens in a neonatal intensive care unit: contaminated unmedicated liquid soap and risk factors. Journal of Hospital Infection, 72(1), 17-22.
[3] Trautmann, M., Notburga, P., & Bobic, R. (2013). Reinigungs-und Desinfektionsleistung eines Aufbereitungsprogramms für die routinemäßige Reinigung von Dosierspendern im Krankenhaus. Hyg Med, 38(11), 468-472.
[4] Spender für Händedesinfektionsmittel und Seifenlösungen ein Hygienerisiko? Empfehlungen : Klare Rahmenbedingungen und deren Umsetzung? Dr. Dr. I. Otto-Karg. Krankenhaushygiene Klinikum Fulda gAG Universitätsmedizin Marburg. Präsentation
[5] Aufbereitung von Händedesinfektionsmittel- und Seifenspendern aus Sicht der Hygienefachkraft. Stefan Drees. St. Elisabeth-Krankenhaus Köln-Hohenlind. Präsentation.
[6] Schulz-Stübner, S., Volkmann, A., Ebner, W., & Hauer, T. (2019). Practice and attitudes toward alcohol-based hand disinfection among German infection control teams. Infection Control & Hospital Epidemiology, 40(5), 609-612.
[7] Assadian, O., Kramer, A., Christiansen, B., Exner, M., Martiny, H., Sorger, A., & Suchomel, M. (2011). Empfehlung zu Anforderungen an Seifen-und Händedesinfektionsmittelspender in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Hygiene und Medizin, 36(10), 407.
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