In einem Interview mit unserem Medical Director, Dr. Andreas Glöckner, haben wir über die aktuelle COVID-19-Pandemie gesprochen und dabei die Händehygiene im Gesundheitswesen genauer unter die Lupe genommen.
Markus Theißen: Immer wieder werden wir mit Epidemien und wie gerade Realität mit Pandemien konfrontiert. Sei es die Vogelgrippe zu Beginn des Jahrtausends oder die saisonale Grippe, mit der wir uns Jahr für Jahr auseinandersetzen müssen. Zumindest in der subjektiven Wahrnehmung scheint uns COVID-19 vergleichsweise hart zu zusetzen. Was macht die aktuelle Corona-Krise aus Ihrer Sicht so besonders?
Dr. Andreas Glöckner: Es ist nicht nur eine subjektive Wahrnehmung, dass uns diese Pandemie in nahezu allen Bereichen des Lebens schwer trifft, es ist objektive Realität und dieses Problem wird nicht morgen oder in der nächsten Woche gelöst sein. Solange kein effektiver Impfstoff flächendeckend zur Verfügung steht, werden wir mit Neuinfektionen und einschneidenden Maßnahmen im persönlichen und öffentlichen Umfeld weiter leben müssen. Die Compliance der Menschen bei der Einhaltung der empfohlenen Maßnahmen zur Infektionsprävention, einschließlich einer adäquaten Händehygiene, wird auch darüber entscheiden, welchen Umfang die Einschränkungen haben werden.
Für mich sind zwei Dinge aus medizinischer Sicht an COVID-19 besonders, die hohe Kontagiosität, das heißt die Übertragungsfähigkeit des Virus, und die im Vergleich mit anderen Virusinfektionen wie z.B. der saisonalen Grippe deutlich höheren Letalität. Es ist nahezu unfassbar, wie wir gesellschaftlich und insbesondere wirtschaftlich von einem mit bloßem Auge nicht sichtbaren „Feind“ sozusagen in Schach gehalten werden. Es kommt weltweit zu Versorgungsengpässen mit medizinischer Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln und in vielen Ländern ist das Gesundheitswesen gar dem Kollaps nahe.
Markus Theißen: Sie sprechen die Händehygiene an. Worauf ist dabei eigentlich zu achten?
Dr. Andreas Glöckner: Im Gegensatz zum öffentlichen und privaten Umfeld, wo hauptsächlich das Händewaschen mit Seife die Händehygiene ausmacht, steht im medizinischen Sektor die hygienische Händedesinfektion mit alkoholischen Desinfektionsmitteln im Mittelpunkt.
Im Hinblick auf das Coronavirus, das wie das Grippevirus zu den behüllten Viren zählt, müssen mindestens Händedesinfektionsmittel mit der Klassifizierung begrenzt viruzid eingesetzt werden. Bei der hygienischen Händedesinfektion sind neben der Verwendung des richtigen Mittels noch andere relevante Qualitätskriterien zu beachten. So spielen Entnahmemenge je Händedesinfektion, die richtige Einreibetechnik und nicht zuletzt die Einreibezeit eine überaus relevante Rolle. Es gehört schon eine Menge Aufmerksamkeit und Übung dazu, all diese Anforderungen bei jeder Händedesinfektion umzusetzen.
Markus Theißen: Neben den öffentlichen Einrichtungen legen auch Krankenhäuser in Sachen Desinfektionsmittelspender ordentlich nach. Worauf ist aus Ihrer Sicht zu achten?
Dr. Andreas Glöckner: Die Ausstattung mit Desinfektionsmittelspendern im Bereich der Patientenversorgung in den Krankenhäusern ist überwiegend gut und entspricht zumeist den Empfehlungen. Wie in anderen öffentlichen Gebäuden fehlt es noch an Desinfektions-Möglichkeiten in den Eingangsbereichen, Sanitärräumen und Kantinen. Dies sollte sich in den nächsten Wochen und Monaten jedoch ändern, sehr hilfreich ist dabei die kürzlich diesbezüglich von der WHO ergangene Empfehlung, alle öffentlichen Bereiche mit Händedesinfektionsmittelspendern auszurüsten.
Die COVID-19 Pandemie hat einmal mehr die Vorteile offener Spendersysteme bewusst werden lassen. Ein in Europa sehr verbreitetes offenes System ist der Euroflaschen-Standard. Den zuvor genannten Lieferengpässen bei Händedesinfektionsmitteln konnte man relativ schnell durch Wechsel auf noch verfügbare Desinfektionsmittel in Euroflaschen begegnen. Um den deutlich gestiegenen Bedarf an Händedesinfektionsmittel zu decken, haben einige große Kliniken sehr zügig unter Nutzung von Standardflaschen mit der Selbstherstellung und Abfüllung begonnen, dies wäre bei Ausstattung mit einem geschlossen System entweder gar nicht oder nur unter großen Mühen möglich gewesen.
Nun sei mir noch ein Blick in die Zukunft erlaubt. Nicht erst seit der COVID-19 Pandemie wird der Händehygiene im medizinischen Bereich aufgrund der noch nicht zufriedenstellenden Performance eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt und nach Wegen gesucht, dieses Problem zu lösen.
Mittlerweile haben viele klinische Studien das nachhaltige Verbesserungspotenzial des Einsatzes von elektronischen Händehygiene Monitoring-Systemen nachgewiesen. Diese Systeme können Daten zur Händehygiene quasi rund um die Uhr liefern und somit Schwachstellen aufzeigen und helfen, diese durch gezieltes Feedback zu beseitigen.
Markus Theißen: Wird sich die Händehygiene durch COVID-19 nachhaltig verändern?
Dr. Andreas Glöckner: Ich hoffe sehr, dass es Veränderungen in positiver Richtung geben wird. Durch diese Pandemie rückt die Infektionsprävention gesamtgesellschaftlich ganz klar mehr in den Fokus und die Bedeutung der Händehygiene wird vielen Menschen bewusster werden. Aber das Wissen um den Stellenwert reicht nicht aus, entscheidend wird sein, wie es in der Praxis umgesetzt und gelebt wird.
Um die ständig wachsenden Herausforderungen durch antibiotikaresistente Bakterien in der nahen und fernen Zukunft meistern zu können, wird es essentiell sein, die Händehygiene im medizinischen Bereich deutlich zu verbessern. Sollte dies nicht gelingen, werden wir bald relevant mehr Verluste an Menschenleben durch Infektionen zu beklagen haben. Ich bin jedoch optimistisch, dass wir unter Nutzung neuartiger Technologien und smarter Technik diese Probleme lösen können und werden.
Markus Theißen: Dr. Andreas Glöckner, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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