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Florence Nightingale: Wir feiern den 200. Geburtstag einer Pionierin der Hygiene

Die COVID-19-Pandemie hat in jedem Land auf der Welt Schaden angerichtet, wobei unter anderem Krankenschwestern, Ärzte, Sanitäter, Verwaltungsangestellte und Sozialarbeiter ihr eigenes Leben riskiert haben und weiterhin riskieren, um anderen zu helfen.

Seit Ausbruch der Pandemie sind in 79 Ländern mehr als 3000 Beschäftigte im Gesundheitswesen an COVID-19 [1] gestorben. Zu den Ländern mit den höchsten bisher gemeldeten Todesopfern im Gesundheitsbereich gehören u. a. Russland (545), Großbritannien (540), die USA (507), Brasilien (351) und Mexiko (248). [2]

Während wir das Engagement und die Leistungen der Beschäftigten im Gesundheitswesen weltweit würdigen, möchten wir auf ein besonders ergreifendes Beispiel einer Persönlichkeit im Gesundheitswesen zurückblicken, die die Art und Weise, wie wir heute über Hygiene denken, dramatisch verändert hat und verdeutlicht, wie wichtig die Hygiene für den Schutz der Beschäftigten im Gesundheitswesen und der Patienten ist.

Der 200. Geburtstag

In diesem Jahr wird zum 200. Mal der Geburtstag einer der bedeutendsten Wegbereiterinnen auf dem Gebiet der Händehygiene, Florence Nightingale, gefeiert. Die Arbeit und die Methoden, die Nightingale entwickelte, hatten einen bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit innerhalb der britischen Bevölkerung – und nachfolgend auch weltweit. Besonders im Zusammenhang mit der aktuellen COVID-19-Pandemie ist es wichtig, das Engagement der Beschäftigten im Gesundheitswesen in Vergangenheit und Gegenwart anzuerkennen.

Eine neue Sichtweise auf die Hygiene

Nightingale erlangte während des Krimkrieges (1853-1856) internationale Bekanntheit, in dem sie als Krankenpflegerin in einem britischen Militärlager diente. Bei der Ankunft auf ihrem Posten in der Selimiye-Kaserne im November 1854 fand sie mit ihrem Team äußerst schlechte Bedingungen vor. Das Krankenhaus war maßlos überfüllt und extrem unhygienisch. Die Böden, Wände und Decken waren schmutzig, und in der Kleidung und den Wunden der Soldaten ließen sich Läuse und Flöhe nieder. [3]

Die Sterblichkeitsraten waren hoch, wobei mehr Todesfälle auf Infektionen zurückzuführen waren, als auf dem Schlachtfeld selbst. [4] Nightingale nahm die katastrophalen Zustände zur Kenntnis und setzte sich mit ihrem Team in Bewegung, um die Situation zu verbessern. Sie badeten und kleideten die Patienten, versorgten sie mit regelmäßigen Mahlzeiten, wuschen Wäsche, um die Sauberkeit der Kleidung und der Betten sicherzustellen: Hygienestandards, die heute als normal angesehen werden, aber damals noch nicht zur Tagesordnung gehörten. [5]

Zusätzlich zur Desinfektion auf den Stationen führten die Veränderungen in der Patientenversorgung dazu, dass die Zahl der Todesfälle in den Krankenhäusern innerhalb von sechs Monaten auf 2% zurückging. [6] Nightingales Ansatz in Bezug auf Hygiene und Patientenpflege sollte schließlich dazu beitragen, die moderne Medizin zu revolutionieren.

Statistik in der Medizin

Nightingales Beitrag zur Medizin geht über die Verbesserungen in der Hygiene in den Militärkrankenhäusern hinaus. Sie spielte auch eine bedeutende Rolle bei der Umsetzung evidenzbasierter Forschung im Gesundheitswesen. Nightingale war eine der ersten in Europa, die die Prinzipien der neuen Wissenschaft der Statistik begriffen und schließlich auch angewendet hat. [7]

In der obigen Grafik veranschaulicht Nightingale die Todesursachen während des Krimkrieges: blau: Todesfälle durch Infektionskrankheiten; rot: Todesfälle durch Wunden; schwarz: andere Todesursachen. © Wikipedia

Durch die Verwendung von Diagrammen für ihre statistischen Analysen machte Nightingale Informationen, die in der Regel für Ärzte bestimmt waren, anderen Fachleuten aus dem Gesundheitswesen und schließlich der allgemeinen Bevölkerung zugänglich. Dies führte zu einem besseren Verständnis der Ausbreitung von Infektionen, was den Weg für die führenden Institute ebnete, allgemeine Hygienestandards in der Patientenversorgung festzulegen und umzusetzen.

Ihr Erbe

Nightingales Beiträge zur Krankenpflege sind immens, aber sie wirken noch eindrucksvoller, wenn man bedenkt, mit welchen Barrieren sie zu ihrer Zeit konfrontiert war. Während ihr Einfluss im Gesundheitswesen ihre wahrscheinlich größte Leistung darstellte, war Nightingale auch eine anerkannte Autorin und Fürsprecherin für die Förderung der Frauenrechte. Die Tatsache, dass sie in der Lage war, so bedeutende Fortschritte in den Bereichen Hygiene und Gesundheitsfürsorge in einem von Männern dominierten Beruf zu erzielen, ist ein deutlicher Beweis für ihre Entschlossenheit. Nightingale wurde zu Lebzeiten mehrfach ausgezeichnet, indem sie den Titel „Lady of Grace of the Order of Saint John of Jerusalem“ erhielt und als erste Frau in den „Order of Merit“ aufgenommen wurde. [8]

Die Zukunft

Besonders in diesem Jahr, wo wir den 200. Geburtstag von Florence Nightingale feiern, sind ihre Überzeugungen und Methoden, die sie zur Bekanntmachung dieser Thematik  beigetragen hat, weiterhin von großer Bedeutung. Die unermüdliche Arbeit von Nightingale ist immer noch ein leuchtendes Beispiel, welchen überragenden Stellenwert das Pflegepersonal im gesamten Gesundheitssystem einnimmt.

In diesen beispiellosen Zeiten von COVID-19 möchte das gesamte OPHARDT-Team das Engagement und den Beitrag aller Mitarbeiter im Gesundheitswesen würdigen, die in der Vergangenheit und Gegenwart unermüdlich daran arbeiten, die Infektionskette zu durchbrechen.

[1] Amnesty International. (2020). Global: Health workers silenced, exposed and attacked. https://www.amnesty.org/en/latest/news/2020/07/health-workers-rights-covid-report/

[2] Ibid.

[3] Keith, J.M. (1988). Florence Nightingale: statistician and consultant epidemiologist. Int Nurs Rev. 35(5):147-50.

[4] Gill, C.J. & Gill, G.C. (2005). Nightingale in Scutari: Her Legacy Reexamined. Clinical Infectious Diseases 40(12): 1799-1805.

[5] Ibid.

[6] Winkelstein W. Jr. (2009). Florence Nightingale: Founder of Modern Nursing and Hospital Epidemiology. Epidemiology, 20(2). 311.

[7] Cohen, I.B. (1984). Florence Nightingale. Scientific American 250(3): 128-37.

[8] Ibid.

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