Am Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene in Freiburg trafen wir einen wahren Pionier der Händehygiene: Prof. Franz Daschner. Mit ihm sprachen wir über die Einführung der Euroflasche vor knapp 50 Jahren und deren Vorteile für die Krankenhaushygiene in der heutigen Zeit.
Markus Theißen: Herr Prof. Dr. Franz Daschner, Sie haben in den 1970er das standardisierte Euroflaschen-Format für Seifen- und Händedesinfektionsmittelspender in enger Zusammenarbeit mit OPHARDT Hygiene entscheidend mitentwickelt. Was waren damals die Gründe für die Einführung der Euroflasche bzw. des Eurospenders?
Prof. Dr. Franz Daschner: Ganz einfach gesagt: Bevor es die Euroflasche überhaupt gab, existierten in den unterschiedlichen Kliniken unterschiedliche Spender von unterschiedlichen Herstellern mit unterschiedlichen Flaschen. Dies war damals ein totales Tohuwabohu, vor allem was die Wartung und die Befüllung der Desinfektionsmittelflaschen anbetrifft – aber natürlich auch in Bezug auf die Preisgestaltung. Die Chemiehersteller konnten gewissermaßen den Preis für das Händedesinfektionsmittel und die Seife diktieren, solange ihr Spendersystem in dem Krankenhaus eingesetzt wurde.
Markus Theißen: Wieso ist das offene Euroflaschen-Format für Kliniken und Krankenhäuser heute umso wichtiger, auch wenn wir die gegenwärtige Coronavirus-Pandemie berücksichtigen?
Prof. Dr. Franz Daschner: Als Hygieniker kann ich mir – gerade in der gegenwärtigen Coronavirus-Situation – nichts Besseres vorstellen, als einen standardisierten Desinfektionsmittelspender, der die Füllgüter der unterschiedlichen Hersteller aufnehmen kann. Man muss ja zurzeit sehr viel Händedesinfektionsmittel einkaufen und es gab ja sogar zu Beginn der Pandemie einen Mangel an den Präparaten für die Händehygiene. Daher ist es umso wichtiger, dass ein Spenderformat zur Verfügung steht, das mit den Flaschen aller Produzenten kompatibel ist.
Markus Theißen: Die KRINKO-Richtlinie aus 2016 empfiehlt ganz klar den Einsatz eines offenen Spendersystems. Mit welchen Argumenten begegnen Sie medizinischen Einrichtungen, die trotzdem auf herstellergebundene Desinfektionsmittelspender setzen?
Prof. Dr. Franz Daschner: Kliniken oder Einkaufsgemeinschaften, die einen Hygienespender kaufen, in den nur ein Händedesinfektionsmittel einer bestimmten Firma passt, sind der Zeit hinterher. Es ist doch selbstverständlich, dass alleine aus ökonomischer Perspektive ein offenes System, wie der Eurospender, absolut sinnvoll ist.
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