Mehrkosten durch nosokomiale Infektionen
Forschung und Wissenschaft

Österreich: 281 Millionen Euro Mehrkosten durch nosokomiale Infektionen

Welche Kosten entstehen durch nosokomiale Infektionen? Dazu haben Forscher aus Österreich einen finanziellen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe pro Jahr für das Gesundheitssystem berechnet. Einen Großteil der Infektionen könnte man durch adäquate Händehygiene vermeiden. Doch an der Umsetzung scheitert es noch zu häufig.

Krankenhausinfektionen, in Fachkreisen auch nosokomiale Infektionen genannt, kommen gar nicht so selten vor. In Deutschland erleiden pro Jahr bis zu 600.000 Menschen eine nosokomiale Infektion [1]. Im Nachbarland Österreich sind es laut aktuellen Schätzungen zufolge 95.000 Patientinnen und Patienten, die sich während ihres Spitalaufenthalt mit einem Keim infizieren [2].

Welche Kosten verursachen eigentlich diese Infektionen? Das Institut für Höhere Studien (IHS) ist dieser Frage im Rahmen einer Untersuchung nachgegangen, um erstmals die ökonomischen Auswirkungen von nosokomialen Infektionen auf das österreichische Gesundheitssystem zu erheben.

Mehrkosten durch nosokomiale Infektionen

Mehrkosten durch nosokomiale Infektionen in Österreich

Dabei hat das IHS unter anderem folgende Einflussfaktoren berücksichtigt. So führen Krankenhausinfektionen in der Regel zu einer längeren Verweildauer und zusätzlichen Therapie, beispielsweise durch die Gabe eines Antibiotikums. Nicht selten treten sogar Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern auf, die eine Behandlung weiter erschweren und unter Umständen kostbare Intensivbetten in den Kliniken belegen. Außerdem werden wichtige personelle Ressourcen wie Pflegerinnen und Pfleger gebunden.

Der finanzielle Schaden durch nosokomiale Infektionen ist gravierend. So entstehen laut dem Wiener Institut für Höhere Studien jährliche Mehrkosten in Höhe von 281 Millionen Euro für gesamt Österreich. Eine Summe, mit der beispielsweise 5.000 Pflegekräfte zusätzlich eingestellt werden könnten, um dem Personalnotstand in Kliniken und Krankenhäusern entgegenzuwirken und die Patientenversorgung zu verbessern [3].

Händehygiene effektivste Maßnahme zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen

Nun schließt sich die berechtigte Frage an, wie die Situation verbessert werden kann. Die simple Antwort lautet: Durch eine sorgfältige Händehygiene. Wobei das Wort simpel nicht unbedingt zutreffend ist. Denn eine ordnungsgemäße Händedesinfektion wird im Gesundheitswesen noch viel zu selten zum richtigen Zeitpunkt praktiziert. Studien belegen, dass weniger als die Hälfte aller notwendigen Händedesinfektionen tatsächlich durchgeführt werden [4].

Mehrkosten durch nosokomiale Infektionen
Die Hygieneinfrastruktur hat einen wesentlichen Einfluss auf die Händehygiene-Compliance.

Die Gründe für eine unzureichende Händehygiene sind vielfältig und reichen von einer lückenhaften Ausstattung mit Händedesinfektionsmittelspender über Wissensdefizite hinsichtlich der korrekten Durchführung bis hin zu einem akuten Zeitmangel für eine Händedesinfektion zwischen den Pflegetätigkeiten.

So drehen wir uns schließlich im Kreis. Infektionen verursachen Kosten, sodass Investitionen an anderer Stelle ausbleiben, um Infektionen zu vermeiden – Stichwort „Personalmangel“.


Quellen

[1] Zacher, Benedikt, et al. “Application of a new methodology and R package reveals a high burden of healthcare-associated infections (HAI) in Germany compared to the average in the European Union/European Economic Area, 2011 to 2012.” Eurosurveillance 24.46 (2019).

[2] Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene “Der Kampf gegen nosokomiale Infektionen“ (2023)

[3] Austromed, Positionspapier “Gesundheitssystem-assoziierte Infektionen”, Wien, Juli 2023

[4] Erasmus, Vicki, et al. „Systematic review of studies on compliance with hand hygiene guidelines in hospital care.“ Infection control and hospital epidemiology 31.3 (2010): 283.

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