Forscher publizieren neue Zahlen zu den Krankenhausinfektionen in Deutschland. Dabei auch im Fokus: Die durch solche Infektionen verlorenen Lebensjahre.
Nosokomiale Infektionen stellen eine der häufigsten Komplikationen während einer Behandlung in medizinischen Einrichtungen dar und können die Behandlungsdauer signifikant verlängern. Nicht verwunderlich, dass die Sorge der Menschen sich während eines Krankenhausaufenthaltes zu infizieren groß ist. Eine repräsentative Forsa-Umfrage aus September 2019 die von der Kaufmännischen Krankenkasse in Auftrag gegeben wurde, verdeutlicht dies in Zahlen. Auf die Frage, wovor sich die Befragten am meisten fürchten wenn sie stationär behandelt werden, antworteten 81% mit der Aussage: Infektion mit einem Krankenhauskeim. [1]
Wie wahrscheinlich es ist, eine nosokomiale Infektion zu entwickeln, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So gelten zum Beispiel immungeschwächte Patienten als besonders gefährdet. Aber auch ein Mangel an Pflegepersonal auf Station und der daraus entstehende Zeitdruck kann die Gefahr einer Keimübertragung auf den Patienten erhöhen.
Nosokomiale Infektionen: Über 240.000 verlorene Lebensjahre
Dass sogenannte Krankenhausinfektionen in Deutschland grundsätzlich nicht selten auftreten, zeigen aktuelle Schätzungen, die das Robert Koch-Institut (RKI) gemeinsam mit Experten aus Berlin und Stockholm ermittelt hat. Für die Analyse konzentrierte sich das Forscherteam auf fünf typische Infektionsarten, zu denen unter anderem Wundinfektionen, Harnwegsinfekte und Pneumonien zählen. Das Ergebnis: Jährlich treten bundesweit bis zu 600.000 nosokomiale Infektionen auf. [2]
Neben dem zusätzlichen Patientenleid entsteht dadurch selbstverständlich auch eine erhebliche ökonomische Belastung für Kliniken und Krankenhäuser. Forscher von der Universitätsklinik in Jena analysierten in einer Arbeit, dass pro Infektionsfall zusätzliche Kosten von über 11.000 € entstehen. [3] Die aktuell vom RKI publizierten Ergebnisse decken sich hinsichtlich der Fallzahlen weitestgehend mit vorherigen Berechnungen, die Prof. Gastmeier von der Berliner Charité mit ihrem Team im Jahr 2008 veröffentlichte. Auch hier ist von über einer halben Million die Rede. [4]
Bei Betrachtung der assoziierten Todesfälle zeigt die aktuelle Untersuchung mit bis zu 20.000 Fällen per annum etwas höhere Zahlen verglichen mit der damaligen Hochrechnung.
Auch interessant: Erstmals berechneten die Forscher auch die sogenannten Disability-Adjusted Life-Years (DALYs) – eine Kennzahl, die die Krankheitslast widerspiegelt. Das Ergebnis hier: Die durch Krankheit und Tod verlorenen Lebensjahre durch nosokomiale Infektionen liegen in Deutschland bei knapp 250.000 pro Jahr.
Eine beeindruckende Zahl, die aus meiner Sicht verdeutlicht, wie wichtig es ist, Krankheitserreger effektiv zu bekämpfen und zwar bevor die Infektion entsteht. Denn die zunehmende Zahl antibiotikaresistenter Keime erschwert eine erfolgreiche Therapie und muss ernst genommen werden. Alleine in Europa stieg laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) die Anzahl von Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern von knapp 240.000 im Jahr 2007 auf 600.000 im Jahr 2015. [5] Und: Ein Großteil dieser Infektionen tritt vor allem in Einrichtungen des Gesundheitswesens auf. Als eine Folge dieses Trends treten immer schwerwiegendere Krankheitsverläufe auf.
Händedesinfektion heißt Infektionsprävention
Stellt sich die Frage: Was setzen wir den Krankenhausinfektionen effektiv entgegen? Hier ist an erster Stelle eine sorgfältige Händehygiene zu nennen. Immerhin werden laut Experten bis zu 80 Prozent aller Infektionserreger über die Hände übertragen. Und obwohl die hygienische Händedesinfektion als effektivste Maßnahme zur Infektionsverhütung allgemein anerkannt ist, wird sie gerade in Kliniken und Krankenhäusern noch zu selten umgesetzt – nicht nur in qualitativer sondern auch quantitativer Hinsicht. [6] Unzureichend vorhandene oder schlecht zugängliche Händedesinfektionsmittelspender und fehlendes Feedback an das Krankenhauspersonal zum Hygieneverhalten gelten beispielhaft als negative Einflussfaktoren auf die Händehygiene-Compliance.
Es gibt nicht diesen einen Ansatz der zu einer Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes führt. Vielmehr sollten mehrere Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Dazu zählt in vorderster Linie eine optimale Spenderausstattung – hier sollte auch an die leichte Erreichbarkeit vor allem in Patientennähe gedacht werden. Das Schlagwort an dieser Stelle lautet: Point-of-Care. Der Einsatz von Händedesinfektionsmittelspender in Signalfarben und als berührungslose Ausführung steigern die Compliance zusätzlich. [7,8] Intelligente Hygienespender, die ihre Nutzungsdaten vollautomatisch erfassen und dem medizinischen Personal sogar unmittelbar Feedback geben, sobald genügend Händedesinfektionsmittel aus dem Spender entnommen wurde, gelten als weiteres wichtiges Puzzlestück einer erfolgreichen Hygiene-Kampagne.
Auch die Autoren der aktuellen RKI-Studie plädieren in ihrer Schlussfolgerung dafür, dass ein Hauptaugenmerk weiter auf eine Verbesserung der Händehygiene gelegt werden muss, um nosokomiale Infektionen und das Auftreten von Multiresistenzen nachhaltig im Zaum zu halten.
Lesetipp: Anzahl und Kosten von nosokomialen Infektionen in Schottland.
Quelle:
[1] Kaufmännische Krankenkasse. Pressemitteilung vom 13.09.2019, Hannover. Hilfe, ich muss ins Krankenhaus! Online aufrufbar: https://www.kkh.de/presse/pressemeldungen/hilfe-ich-muss-ins-krankenhaus
[2] Zacher, Benedikt, et al. “Application of a new methodology and R package reveals a high burden of healthcare-associated infections (HAI) in Germany compared to the average in the European Union/European Economic Area, 2011 to 2012.” Eurosurveillance 24.46 (2019).
[3] Arefian, Habibollah, et al. “Extra length of stay and costs because of health care–associated infections at a German university hospital.” American journal of infection control 44.2 (2016): 160-166.
[4] Gastmeier, Petra, and Christine Geffers. “Nosokomiale Infektionen in Deutschland: Wie viele gibt es wirklich?.” DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift 133.21 (2008): 1111-1115.
[5] Cassini, Alessandro, et al. “Attributable deaths and disability-adjusted life-years caused by infections with antibiotic-resistant bacteria in the EU and the European Economic Area in 2015: a population-level modelling analysis.” The Lancet infectious diseases 19.1 (2019): 56-66.
[6] Stahmeyer, J. T., et al. “Hand hygiene in intensive care units: a matter of time?.” Journal of Hospital Infection 95.4 (2017): 338-343.
[7] Scheithauer, Simone, et al. “Influence of signal colored hand disinfectant dispensers on hand hygiene compliance at a medical intensive care unit.” American journal of infection control 42.8 (2014): 926-928.
[8] Scheithauer, Simone, et. al. “Increase of alcoholic hand disinfection performance due to new touchless dispensers.” Abstracts of 21st ECCMID/27th
[…] Nosokomiale Infektionen in Deutschland: Wie hoch ist die Last? […]
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[…] Händedesinfektion gilt unbestritten als wichtigste Maßnahme zur Infektionsprävention. Insgesamt erleiden pro Jahr in Deutschland über 500.000 Menschen eine sogenannte nosokomiale Infekt…. Durch die Umsetzung multimodaler Interventionen arbeiten medizinische Einrichtungen weiter daran, […]
[…] zum Desinfektionsmittel gegriffen. Dabei könnte ein nicht unerheblicher Teil der jährlich bis zu 600.000 Krankenhausinfektionen in Deutschland durch eine weitere Verbesserung der Händehygiene effektiv vermieden […]
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[…] ausgebildet, sodass Krankheitserreger schnell Überhand gewinnen können und in der Folge für nosokomiale Infektionen verantwortlich sind. Die wohl wichtigste Präventionsmaßnahme nimmt in diesem Zusammenhang die […]
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[…] Die Händehygiene ist ein zentrales Element, um Infektionen und die Ausbreitung von resistenten Erregern effektiv zu vermeiden. Durch die Covid-19-Pandemie steigt das Bewusstsein für den Infektionsschutz in der Bevölkerung rasant. Im Gesundheitswesen ist die Händehygiene unter dem medizinischen Personal bereits seit Semmelweis fester Bestandteil der Alltagsroutine, auch wenn das Desinfektionsverhalten gemeinhin als verbesserungsbedürftig beschrieben werden darf. Dass der Prävention eine hohe Bedeutung beigemessen wird, zeigt sich an den jährlich über 600.000 nosokomialen Infektionen allein in Deutschland. […]
[…] vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass pro Jahr in Deutschland schätzungsweise bis zu 600.000 Krankenhausinfektionen auftreten, in dessen Folge bis zu 20.000 Menschen versterben. Die Hygiene gewinnt natürlich auch […]
[…] – vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass pro Jahr in Deutschland schätzungsweise bis zu 600.000 Krankenhausinfektionen auftreten, in dessen Folge bis zu 20.000 Menschen versterben. Die Hygiene gewinnt natürlich auch […]
[…] und führen zu einem zusätzlichen Patientenleid und im schlimmsten Fall zum Tod. Alleine in Deutschland erleiden pro Jahr 600.000 Menschen eine Krankenhausinfektion. […]
[…] und führen zu einem zusätzlichen Patientenleid und im schlimmsten Fall zum Tod. Alleine in Deutschland erleiden bis zu 600.000 Menschen pro Jahr eine nosokomiale Infektion. […]
[…] Immerhin treten in Deutschland pro Jahr etwa 600.000 Krankenhausinfektionen auf. [2] Im Nachbarland, der Schweiz, sind es per annum 70.000 Infektionen, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung entstehen. [3] Mit einer verbesserten Händehygiene könnte ein erheblicher Teil dieser Infektionen vermieden werden. […]
[…] Immerhin treten in Deutschland pro Jahr etwa 600.000 Krankenhausinfektionen auf. [2] Im Nachbarland, der Schweiz, sind es per annum 70.000 Infektionen, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung entstehen. [3] Mit einer verbesserten Händehygiene könnte ein erheblicher Teil dieser Infektionen vermieden werden. […]
[…] sogenannte nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die Patientinnen und Patienten im Rahmen einer medizinischen Behandlung […]
[…] Patienten und das erhöhte Bewusstsein für die Infektionsprävention zu einem Rückgang von Krankenhausinfektionen während der Pandemie führten, wurden durch zwei kürzlich veröffentlichte große Studien zunichte […]
[…] Zwar sind Schulungen, ein besserer Zugang zu Desinfektionsspendern und ein wiederholtes Händehygiene-Feedback von entscheidender Bedeutung, doch dürfen wir die Erfahrung der Anwender nicht aus den Augen verlieren. Wie beim Fußball geht es bei der Optimierung der Hygienevorschriften immer um Zentimeter. Keine einzige Maßnahme führt zu einer 100%-igen Händehygiene-Compliance, aber jede kleine Stellschraube, die zu einer Hygieneverbesserung führt, trägt zur Vermeidung von Infektionen bei. […]
[…] Worten, „dass die Herausforderungen in der Zunahme von antibiotikaresistenten Bakterien und dem Auftreten von nosokomialen Infektionen durch weitere Fortschritte in der Infektionsprävention angegangen werden […]
[…] in Fachkreisen auch nosokomiale Infektionen genannt, kommen gar nicht so selten vor. In Deutschland erleiden pro Jahr bis zu 600.000 Menschen eine nosokomiale Infektion [1]. Im Nachbarland Österreich sind es laut aktuellen Schätzungen zufolge 95.000 Patientinnen und […]
[…] und belasten die Gesundheitssysteme weltweit. In Deutschland erleiden pro Jahr schätzungsweise 600.000 Patientinnen und Patienten eine Infektion, die im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt […]