MRSA in Altenpflegeheimen
Forschung und Wissenschaft

MRSA in Altenpflegeheimen: Daten aus globaler Studie

Als wohl bekanntester Krankenhauskeim stellt der MRSA die Gesundheitssysteme weltweit weiter vor große Herausforderungen und ist besonders bei Immunschwäche ein Risiko. Eine aktuelle Studie hat sich mit dem MRSA in Altenpflegeheimen beschäftigt.

Auch dank der modernen Medizin werden die Menschen heute immer älter. Experten schätzen, dass es im Jahr 2050 über zwei Milliarden Menschen gibt, die 60 Jahre oder älter sind [1]. Laut Bericht der Vereinten Nationen (UN) entspräche dies ein Viertel der Gesamtbevölkerung [2]. Dies führt unweigerlich auch zu einem Anstieg der pflegebedürftigen Personen in Alten- und Pflegeheimen. Parallel nimmt auch die Gefahr von Antibiotikaresistenzen weiter zu. So stiegen in Europa die Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien von 240.000 im Jahr 2007 auf 600.000 im Jahr 2015 [3]. Für das Jahr 2050 prognostizieren Experten weltweit 10 Millionen assoziierte Todesfälle per annum – ein dramatisches Szenario [4].

MRSA – ein gefürchteter Krankenhauskeim

Forscher haben sich aktuell im Rahmen einer umfassenden Arbeit mit dem Status Quo eines bekannten resistenten Erregers beschäftigt und ihre Ergebnisse in dem Fachjournal Antimicrobial Resistance & Infection Control publiziert. Die Rede ist vom Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus – kurz MRSA. Erstmalig wurde ein MRSA-Keim im Jahr 1960 nachgewiesen, mehr oder weniger unmittelbar nach der Entwicklung des Antibiotikums Methicillin im Jahr 1959. Heute wird der MRSA-Keim nicht nur im Krankenhaus gefürchtet. Auch in Pflegeheimen, wo er auf vulnerable Personen trifft, gehört er zu den relevanten Keimen mit einer Resistenz [5].

MRSA in Altenpflegeheimen
EM-Aufnahme MRSA. Quelle: Norbert Bannert, Janett Piesker/RKI

Konkret untersuchten die Wissenschaftler wie weit der MRSA in den Pflegeeinrichtungen weltweit verbreitet ist. Dazu wertete das Team um Amir Hossein Hasanpour 119 Studien aus 29 Ländern aus, die zwischen 1980 und 2022 zu dem Thema publiziert wurden.

Zu dem wichtigsten Ergebnis der Arbeit zählt die hohe MRSA-Besiedlung unter Altenpflegeheimbewohnern. Die Forscher ermittelten dazu eine gepoolte Prävalenz von 14,69 Prozent. Dieser Wert ist zehnmal so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung [6].

Darüber hinaus weisen die Resultate aus geografischer Sicht ein heterogenes Bild auf. So liegt die Prävalenz einer MRSA-Besiedlung unter Altenheimbewohnern in den untersuchten Ländern des amerikanischen Kontinents bei über 22 Prozent, wohingegen die Staaten in Europa bei einer Prävalenz von 10,93 Prozent liegen.

Die Autoren der Studie begründen die allgemein hohe Prävalenz durch mögliche Kreuzkontaminationen zwischen den älteren Menschen in den Altenpflegeheimen und der Einschleppung von Infektionen bei der Aufnahme neuer Bewohner aus Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern. Weitere potentielle Gründe für die hohe MRSA-Prävalenz sehen die Fachexperten unter anderem in der Beeinträchtigung des Immunsystems und dem übermäßigen Einsatz von Antibiotika.

Oberstes Gebot: Infektionsprävention

MRSA in Altenpflegeheimen mit Händehygiene entgegenwirken

Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass MRSA unter älteren Menschen überdurchschnittlich verbreitet ist. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten besteht zweifellos Bedarf an effektiven Maßnahmen zur weiteren MRSA-Eindämmung. Dazu zählt unter anderem eine sorgfältige Händehygiene.

Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut (KRINKO) beschreibt in ihrer aktuellsten Empfehlung zur MRSA-Eindämmung in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen den Nutzen der Händehygiene, um die MRSA-Prävalenz signifikant zu senken [7].

ingo-man gegen MRSA in Altenpflegeheimen

Studie zu MRSA in Altenpflegeheimen: Hasanpour, A.H., Sepidarkish, M., Mollalo, A. et al. The global prevalence of methicillin-resistant Staphylococcus aureus colonization in residents of elderly care centers: a systematic review and meta-analysis. Antimicrob Resist Infect Control 12, 4 (2023). https://doi.org/10.1186/s13756-023-01210-6

Weitere Literatur zum Artikel MRSA in Altenpflegeheimen:

[1] Naja, S., Makhlouf, M. M. E. D., & Chehab, M. A. H. (2017). An ageing world of the 21st century: a literature review. Int J Community Med Public Health, 4(12), 4363-9.

[2] United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division (2017). World Population Ageing 2017 – Highlights (ST/ESA/SER.A/397).

[3] Cassini A., Högberg, L.D., Plachouras, D. et al. Attributable deaths and disability-adjusted life-years caused by infections with antibiotic-resistant bacteria in the EU and the European Economic Area in 2015: a population-level modelling analysis, The Lancet Infectious Diseases, 2018; DOI: 10.1016/S1473-3099(18)30605-4.

[4] O‘Neill, J. Tackling drug-resistant infections globally: final report and recommendations. 2016

[5] Cassone M, Mody L. Colonization with multidrug-resistant organisms in nursing homes: scope, importance, and management. Curr Geriatr Rep. 2015;4(1):87–95.

[6] Salgado CD, Farr BM, Calfee DP. Community-acquired methicillin-resistant Staphylococcus aureus: a meta-analysis of prevalence and risk factors. Clin Infect Dis. 2003;36(2):131–9

[7] Ruscher, C. (2014). Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut.

Kommentieren

Zum Kommentieren hier klicken