antibiotikaresistente Erreger
Forschung und Wissenschaft Im Gespräch

Antibiotikaresistente Erreger auf dem Vormarsch – Händehygiene ein Schlüssel zur Bekämpfung

Die Nachricht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus April 2021 klingt erschütternd: Keines der 43 Antibiotika, das sich zurzeit in klinischer Entwicklung befindet, bekämpft die gefährlichsten Bakterien weltweit in einem ausreichenden Maße.[1] Das bedeutet im Umkehrschluss: Die Infektionstherapie verschlechtert sich quasi mit jeder Sekunde. Denn je mehr Antibiotika eingesetzt werden, desto mehr Resistenzen bilden sich.

Expertenstimme

„Antibiotika sind die Achillesferse der
globalen Gesundheitsversorgung und
eine Bedrohung für die globale Sicherheit.“

Haileyesus Getahun – WHO-Experte

Antibiotikaresistente Erreger

Dass wir uns inmitten eines gefährlichen Trends bewegen, zeigt eindrucksvoll eine Studie aus dem Fachjournal The Lancet: Eine Zunahme von Infektionen, die auf antibiotikaresistente Bakterien zurückzuführen sind von europaweit 240.000 Fällen im Jahr 2007 auf über 600.000 acht Jahre später. Die dadurch bedingten Todesfälle stiegen in dem Zeitraum gar um 300 Prozent.[2] Weltweit gesehen, versterben jährlich etwa 700.000 Menschen an den Folgen von Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern – sollte der Trend nicht zu stoppen sein, steigt diese Zahl im Jahr 2050 auf unglaubliche zehn Millionen per annum.[3]  Der gesamte Globus bekommt das Ausmaß zu spüren – auch aus ökonomischen Blickwinkeln werden wir einen hohen Preis zahlen. So schätzt die WHO, dass allein in der EU bis Mitte des Jahrhunderts pro Jahr Kosten in Höhe von 1,1 Milliarden Euro durch Antibiotikaresistenzen entstehen. Zur selben Zeit steigen die Ausgaben in den sogenannten “Low-Income-Countries“ um 25%. [4]

Antibiotikaresistent

Break the Chain!

Seit ihrer Entdeckung vor über 70 Jahren gelten Antibiotika als effektivste Waffe im Kampf gegen bakterielle Infektionen. Um jedoch weiterhin auf diese historische Errungenschaft zurückgreifen zu können und Leben zu retten, muss der Einsatz der „Pillen“ drastisch reduziert werden. Neben dem sorglosen Einsatz in der Tiermast geht es in erster Linie auch darum, die zum Teil laxe Verschreibungspraxis und Fehlanwendung in der Humanmedizin anzugehen.

Um erst gar nicht in die Kaskade zu gelangen, dass Antibiotika zur Infektionstherapie angewendet werden müssen, in der Folge die Resistenzentstehung gefördert wird und in letzter Instanz eine effektive Behandlung im Endergebnis nicht möglich ist, kommt der Prävention eine besondere Bedeutung zu.

Der WHO-Generaldirektor, Tedros Adhanom Ghebreyesus, unterstreicht die herausragende Rolle der Infektionsverhütung, um die Antibiotikaresistenzen langfristig in den Griff zu bekommen und so Pandemien effektiv entgegenzuwirken.

EXPERTENSTIMME

„Eine starke Infektionsprävention ist entscheidend für den Schutz der Gesundheit, die Vermeidung
einer Zunahme von antibiotikaresistenten
Bakterien und ebenfalls für die Bekämpfung von
Ausbruchsgeschehen.“

Tedros Adhanom Ghebreyesus – WHO-Generaldirektor
Antibiotikaresistent

Händehygiene first

Ein wichtiger Teil der Prävention ist die Händehygiene. Die WHO sieht in ihr schließlich „die wichtigste Einzelmaßnahme zur Vermeidung von Infektionen“. Ein enorm wichtiger Bereich stellt in diesem Zusammenhang das Gesundheitswesen dar. Denn ein Großteil der Infektionen mit multiresistenten Erregern tritt in medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern auf. Studien unterstreichen, dass die Hälfte aller postoperativen Wundinfektionen durch resistente Bakterien hervorgerufen werden – eine erschreckende Tatsache.[5]

Um jedoch auch etwas Positives anzuführen, zeigen Untersuchungen, dass eine verbesserte Händedesinfektion im
Krankenhaus einen direkten Einfluss auf die Antibiotika-
behandlungstage hat.[6]     

Lassen Sie uns resümieren: Der gefährliche Trend der Antibiotika-
resistenzen muss gestoppt werden, um nicht in eine nächste Pandemie zu laufen. Vor allem das konsequente Waschen und Desinfizieren der Hände sind außerordentlich wichtig, um Infektionen zu vermeiden. Und insbesondere das Hände-
hygieneverhalten im Gesundheitswesen ist entscheidend und gilt mit Compliance-Raten rund um 40 Prozent übrigens noch als stark ausbaufähig.

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Quellen:


[1] World Health Organization. (2019). 2020 antibacterial agents in clinical and preclinical development: an overview and analysis.
[2] Cassini A., Högberg, L.D., Plachouras, D. et al. Attributable deaths and disability-adjusted life-years caused by infections with antibiotic-resistant bacteria in the EU and the European Economic Area in 2015: a population-level modelling analysis, The Lancet Infectious Diseases, 2018; DOI: 10.1016/S1473-3099(18)30605-4.
[3] O‘Neill, J. (2016). Tackling drug-resistant infections globally: final report and recommendations.
[4] World Health Organization, Link: https://www.who.int/teams/integrated-health-services/infection-prevention-control/ipc-and-antimicrobial-resistance
[5] World Health Organization, Link: WHO_IPC_FA_171027
[6] Dr. Andreas Gölckner “Elektronisches Händehygiene-Monitoring System: Auswirkungen auf Compliance und Infektionen. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit. Berlin. 2015

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