Ist die Einwirkzeit wichtiger als die Anwenderfreundlichkeit?
Die steigende Popularität von alkoholbasiertem Schaum zur Händedesinfektion, lässt uns die Frage stellen, ob medizinische Einrichtungen ihr bestehendes Programm durch diese neuen Produkte ersetzen sollten.
Eine Studie, die im Januar 2019 von Nina A. Gold und Ush Avaa veröffentlicht wurde, hat diverse Kriterien zur Händehygiene mit alkoholbasiertem Desinfektionsmittelschaum ausgewertet (Alco-Schaum). Sie empfiehlt eine minimale Einwirkzeit von 25 – 30 Sekunden. Die Studie hebt ferner hervor, dass Händedesinfektionsmittel, unabhängig davon, ob sie flüssig, gelartig oder schäumend sind, eine Alkoholkonzentration von 60 % bis 85 % aufweisen müssen, um effektiv wirken zu können. Generell gilt in diesem Bereich „mehr ist mehr“ – zumindest bis zu einem bestimmten Punkt. Höhere Konzentrationen weisen eine effektivere Wirkung gegen Pathogene auf und sind somit am effektivsten.
Es gibt diverse Alco-Schaum-Produkte, die diese Konzentrationsrichtlinien erfüllen. Oben erwähnte Studie weist jedoch darauf hin, dass Alco-Schäume bei den empfohlenen Dosierungen Trocknungszeiten von über 30 Sekunden aufweisen. Das führt dazu, dass viele Anwender weniger als die empfohlene Mindestmenge verwenden.
Diese Mittel könnten daher theoretisch die Qualität der Händehygiene verringern, indem sie die Benutzer verleiten, bei der Händehygiene weniger Schaum zu verwenden und somit möglicherweise die Gefahr von Infektionen erhöhen.
Nutzerfreundlichkeit: Schaum gewinnt
Im Gegensatz dazu ergab eine Studie aus dem Jahr 2018, die sich auf die qualitativen Aspekte von Flüssigkeit, Gel und Schaum konzentrierte, dass Schaum das beliebteste Medium für medizinisches Personal sei. Die Kriterien, die die Benutzer am meisten bevorzugten, waren schnelle Absorption, feuchtigkeitsspendende Wirkung, nicht klebriges / sauberes Gefühl und schwacher Geruch. Die Studie kam zu dem Schluss, dass alkoholbasierte Schaum-Produkte zur Händedesinfektion die Compliance erhöhen könnten, da sie die Vorteile von Gel und Flüssigkeit kombinieren, was zu einer äußerst positiven Benutzererfahrung führt.
Eine Studie aus dem Jahr 2007 – unter der Leitung von Traore und Kollegen – untersuchte das Händehygieneverhalten des Klinikpersonals bei der Verwendung von Gel und flüssigen Händedesinfektionsmitteln. Die Ergebnisse zeigen, dass die Einführung von Gel in medizinischen Einrichtungen zu einer erhöhten Händehygiene-Compliance, da Gel als das hautfreundlichere Produkt wahrgenommen wurde.
Da Alco-Schaum als noch benutzerfreundlicher eingestuft wird, ist anzunehmen, dass die von Traore et al. gezeigten Ergebnisse in einer Alco-Schaum Studie noch eindeutiger ausfallen könnten. Die Benutzerfreundlichkeit dieses Produkts ist wahrscheinlich der Kern seiner hohen Marktakzeptanz. Um jedoch die Wahl zwischen Alco-Schaum, Gel und flüssigen Desinfektionsmitteln richtig beurteilen zu können, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Diese sollten sich insbesondere auf die Auswirkungen einer verminderten Qualität der Händehygiene und auf bessere Compliance-Raten konzentrieren
Quellen:
- Gold, Nina A & Avva, Usha Alcohol Sanitizer NCIB Bookshelf, National Institute of Health. www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK513254/?report=printable
- Greenaway R, Ormandy K, Fellows C, Hollowood T, Impact of hand sanitizer format (gel/foam/liquid) and dose amount on the sensory properties and acceptability towards improving hand hygiene compliance as perceived by health care professionals, Journal of Hospital Infection (2018), doi: 10.1016/j.jhin.2018.07.011.
- Traore O, Hugonnet S, Lubbe J, Griffiths W, Pittet D: Liquid versus gel handrub formulation: a prospective intervention study. Crit Care 2007
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