Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover haben die Händedesinfektion im Operationssaal genauer unter die Lupe genommen – mit interessanten Ergebnissen.
Eine sorgfältige Händedesinfektion im Operationssaal ist ein wichtiger Baustein im Rahmen der Infektionsprävention und Patientensicherheit. Schließlich gelten postoperative Wundinfektionen zu den häufigsten nosokomialen Infektionsarten in Deutschland und verursachen bis zu einer Million zusätzlichen Krankenhausverweiltagen pro Jahr im gesamten Bundesgebiet [1].
Umso bedauerlicher sind die Erkenntnisse, die ein Forscherteam von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zu Tage geführt hat. Die Wissenschaftler haben im Rahmen einer Studie die Händehygiene-Compliance in einem Operationssaal der Uniklinik über einen Zeitraum von zwei Monaten untersucht [2]. Von den insgesamt 1145 beobachteten Gelegenheiten zu einer Händedesinfektion wurden lediglich 467 letztendlich durchgeführt. Dies bedeutet umgerechnet eine Händehygiene-Compliance in dem OP-Bereich von knapp über 40 Prozent.
Chirurg trifft auf Anästhesist
Interessant ist auch, dass sich das Händedesinfektionsverhalten scheinbar nach der medizinischen Fachrichtung des Krankenhauspersonals unterscheidet. So befolgten in der Studie die Anästhesisten im OP-Saal häufiger die Regeln zur Händedesinfektion als die Chirurgen. Die Forscher der MHH ermittelten für die Anästhesisten konkret eine Händehygiene-Compliance von 46,1 Prozent – bei den Chirurgen lag dieser Wert bei knapp unter 30 Prozent. Dies bedeutet einen statistisch signifikanten Unterschied.
Für die Berechnung des Desinfektionsverhaltens beobachtete ein Doktorand das Personal in dem OP basierend auf den 5 Momenten der Händehygiene, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2009 ins Leben gerufen und von zahlreichen nationalen Richtlinien adaptiert wurden.
Das Forscherteam um Dr. Claas Baier und Maren Tinne verglichen darüber hinaus, ob es Abweichungen zwischen Pflegepersonal und Ärzten in Bezug auf das Verhalten bei der Händedesinfektion gibt. Und siehe da: Die Pflegerinnen und Pfleger auf der OP-Station kommen bei der Händehygiene-Compliance besser weg als die Ärztinnen und Ärzte (42,9% vs. 38,5%).
Desinfektionsmittelspender im OP
Beim Blick auf die Ausstattung mit Händedesinfektionsmittelspendern setzte die Station auf festinstallierte Eurospender in den Einleitungsräumen, Operationssälen und anderen Orten, in unmittelbarer Patientennähe. Auf Desinfektionsmittelspender im Bereich der mobilen Operationstische verzichteten die Studienautoren.
Die Forscher verdeutlichen in ihrem Fazit, dass „nachhaltige Interventionen dringend notwendig sind, um die Händedesinfektion zu verbessern“ und unterstreichen zudem die Bedeutung einer kontinuierlichen Messung der Händehygiene-Compliance.
Hier setzen Lösungen wie das Kanary an, das bereits in zahlreichen deutschen und europäischen Kliniken eingesetzt wird. Zum Ende des Jahres 2021 durchbrach Kanary (ehemals OHMS) die Marke von 50 Millionen gemessenen Händedesinfektionen.
Quellen zum Artikel “Händehygiene im OP”:
[1] Gastmeier, P., et al. “Postoperative Wundinfektionen nach stationären und ambulanten Operationen.” Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 47.4 (2004): 339-344.
[2] Baier, Claas, et al. “Compliance with hand disinfection in the surgical area of an orthopedic university clinic: results of an observational study.” Antimicrobial Resistance & Infection Control 11.1 (2022): 1-7.
[…] Händehygiene im OP: Auf Messers Schneide […]
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