OPHARDT Hygiene mit dem bekannten ingo-man Spender.
Ignaz Semmelweis gilt als Begründer der Händehygiene.
Forschung und Wissenschaft

Handhygiene: gestern, heute, morgen

Eine gute Handhygiene ist die einfachste und effektivste Maßnahme, um die Verbreitung von Infektionen zu verhindern.

Dabei stellt sie einen wichtigen Bestandteil des täglichen Lebens dar. Noch bedeutender ist eine ordentlich praktizierte Händehygiene im Gesundheitswesen. Denn in Kliniken und Krankenhäusern haben immungeschwächte Patienten ein größeres Risiko, eine Infektion zu entwickeln – man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer nosokomialen Infektion. Um die nächsten Entwicklungen in der Händehygiene zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die ihre Geschichte.

Ignaz Semmelweis

Die Macht der Händehygiene zur Infektionsverhütung in der medizinischen Praxis wurde erst im 19. Jahrhundert erkannt. Dr. Ignaz Semmelweis gilt als Vater der Antisepsis und als früher Verfechter der Händedesinfektion. In den 1840er Jahren ordnete Semmelweis das Desinfizieren der Hände mit Chlorkalk zwischen der Behandlung von Patienten an. Durch die Einführung dieser Maßnahme konnte Semmelweis die Sterblichkeitsrate des Kindbettfiebers in der Geburtsklinik des Allgemeinen Krankenhauses Wien von 22% auf 3% senken. [1]

Florence Nightingale

Einige Jahre nach Semmelweis brachte der Krimkrieg in den 1850er Jahren eine weitere Hygiene-Fürsprecherin hervor. Die Rede ist von Florence Nightingale. Die Zustände in den Feldlazaretten waren kaum zu ertragen: Überfüllt und unhygienisch. In der damaligen Zeit starben doppelt so viele Soldaten an Krankheiten, die in den Lazaretten erworben wurden, als auf dem Schlachtfeld. [2] Nightingale führte das Händewaschen und andere Hygienepraktiken in den Kriegskrankenhäusern ein, nachdem sie erkannte, dass mangelnde Hygiene die Ursache von massenhaften Todesfällen war. Die ehrgeizige Florence Nightingale hat in unzähligen Schriften und Büchern medizinische Themen behandelt und gilt als Begründerin der modernen Pflege. [3]

Robert Koch

Robert Koch war ein führender Mikrobiologe seiner Zeit. Er stellte den Zusammenhang zwischen Infektionserregern und Krankheiten fest und zeigte, dass verschiedene Keime verschiedene Arten von Krankheiten verursachen. Die Entdeckung des verantwortlichen Bakteriums der Tuberkulose im Jahr 1882 und des Cholera-Erregers kurze Zeit später gehören zu seinen wichtigsten Pionierleistungen. [4]

Louis Pasteur

Louis Pasteurs Arbeit hat die Wissenschaft der Mikrobiologie prägend mitgestaltet. Im Rahmen seiner Forschungen zeigte Pasteur, dass die meisten Infektionskrankheiten durch Keime und nicht, wie bisher angenommen, durch “eine spontane Entstehung” verursacht werden. Der Franzose gilt als Begründer der Pasteurisierung – ein bekanntes Verfahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln – und leistete entscheidende Beiträge zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten durch das Impfen. [5]

Joseph Lister

Joseph Lister gilt als Begründer der antiseptischen Chirurgie und legte im 19. Jahrhundert den Grundstein für die heutige Wundmedizin. Seinerzeit wiesen postoperative Operationen eine Sterblichkeitsrate von bis zu 80% auf. [6] 1867 führte Lister Antiseptika in die klinische Chirurgie ein, um die Infektionsraten wirksam zu reduzieren. Konkret setzte der Brite dazu Phenol in der Chirurgie und zur Wundbehandlung ein. [7]

Alexander Fleming

1928 revolutionierte Sir Alexander Fleming mit der Entdeckung des Penicillins die moderne Medizin. Das Antibiotikum wurde während des Zweiten Weltkriegs in Massen produziert und hat seither die moderne Medizin stark geprägt und Millionen von Leben gerettet.[8] Umgekehrt war die Erfindung von Alexander Fleming auch die Geburtsstunde der Geschichte der Antibiotikaresistenz.

Einführung alkoholischer Händedesinfektionsmittel

Alkohol wird seit Jahrhunderten als Antiseptikum verwendet. Erste Hinweise auf die Verwendung von Wein in Wundauflagen stammen bereits aus dem 4. und 5. Jahrhundert v. Chr.  [9] Bereits 1363 wurden destillierte Spirituosen in Wundverbänden verwendet, die im Laufe der Jahrhunderte an Aufmerksamkeit gewannen. [10]

Obwohl alkoholbasierte Mittel und andere Antiseptika bereits vor Mitte des 20. Jahrhunderts zur Desinfektion verwendet wurden, erreichte diese Lösung erst mit der Integration von rückfettenden Substanzen in die Händedesinfektionsmittel in den 1960er Jahren eine große Verbreitung im Gesundheitswesen. Diese Maßnahme ermöglichte es, alkoholbasierte Händedesinfektionsmittel flächendeckend in medizinischen Einrichtungen zu etablieren, anstatt auf ein häufiges Händewaschen zu setzen. Die schnellere Trocknungszeit und die extrem hohe Wirkungsrate der alkoholischen Händedesinfektionsmittel waren ein Quantensprung in der Infektionsprävention.

Hermann Ophardt und der ingo-man® Spender

1967: Der erste ingo-man Spender

Diese Einführung erforderte jedoch einen passenden Hygienespender, der das Präparat zuverlässig dosieren und auf die Hände von Ärzten und Pflegepersonal „bringen“ konnte. Im Jahr 1967 stellte Hermann Ophardt einem Kunden eine Lösung vor, die das Problem, dass der Alkohol die sensiblen Dichtungen der zu der Zeit eingesetzten Spender löste. Es war damals auch der erste Spender, der medizinisch autoklavierbar war. Zudem brachte der ingo-man® Spender das heute bekannte und weit verbreitete Euroflaschen-Konzept hervor.

Der Ruf des ingo-man® als qualitativ hochwertiges Spendersystem verbreitete sich schnell. Seine Einführung ermöglichte es den Krankenhäusern, das Zeitalter der alkoholischen Händedesinfektion vor jedem Patientenkontakt in Europa einzuleiten.

Das Zeitalter der Antibiotikaresistenzen

In den Jahren nach der Einführung von Penicillin und weiteren Antibiotika hat die Zahl der antibiotikaresistenten Bakterien zugenommen. Ein von der britischen Regierung in Auftrag gegebener Bericht für das Jahr 2014 weist einen 40 prozentigen Anstieg des weltweiten Verbrauchs von Antibiotika von 2000 bis 2010. Dies hat dazu geführt, dass die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen weltweit auf etwa 700.000 angestiegen ist. Die Studie schätzt, dass Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern bis 2050 mehr als 10 Millionen Todesfälle pro Jahr verursachen könnten – und somit die führende Todesursache vor Krebs wäre.

Der publizierte Bericht sagt, dass die Hygiene eine zentrale Rolle zur Bewältigung dieser Krise einnimmt.

Die WHO und die fünf Momente der Händehygiene

Im Jahr 2009 reagierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die steigende Notwendigkeit, Prozesse im Rahmen der Händehygiene zu standardisieren, indem sie die fünf Momente der Händehygiene einführte. Dieses etablierte Modell legt den Grundstein für die Händehygiene-Standards in medizinischen Einrichtungen auf der ganzen Welt.

Die fünf Momente der Händehygiene sind wie folgt definiert:

  1. VOR Patientenkontakt
  2. VOR aseptischen Tätigkeiten
  3. NACH Kontakt mit potentiell infektiösem Material
  4. NACH Patientenkontakt
  5. NACH Kontakt mit der direkten Patientenumgebung

Darüber hinaus definiert das Modell eine erweiterte und direkte Patientenumgebung. Letzteres ist besonders entscheidend: Denn die Mehrzahl aller Händehygiene-Indikationen treten direkt am Patienten bzw. während der Patientenbehandlung – am sogenannten “Point of Care” – auf.

Von den 1960er Jahren bis heute

Um auf die Anforderungen der WHO und die steigende Herausforderung von nosokomialen Infektionen und antimikrobiellen Resistenzen zu reagieren, hat die Industrie seit der Etablierung alkoholischer Händedesinfektionsmittel und zuverlässiger Hygiene eine Reihe von weiteren Lösungen entwickelt.

Vor allem haben sich Desinfektionsmittelspender zunehmend in Richtung berührungsloser Technologien entwickelt. Die sensorgesteuerte Bedienung erhöht zum einen die Nutzung und verringert gleichzeitig das Risiko von Kreuzkontaminationen. Robuste Haltelösungen und Desinfektionssäulen wurden entwickelt, um die Händehygiene komfortabel zugänglich zu machen und an den oben bereits erwähnten “Point-of-Care” zu bringen. Die Füllgüter und ihre Verpackungen wurden weiter verbessert, um sie vor allem hygienischer aber auch bequemer in der Handhabung zu machen. Die Oberflächen der Spendergehäuse wurden optimiert, um sowohl die hygienischen Eigenschaften als auch die Sichtbarkeit für eine bessere Einhaltung der Vorschriften zu erhöhen. Das Stichwort hier: Signalfarben.

Desinfektionsmittelhersteller haben ihre Rezepturen weiterentwickelt und eng mit den Spenderherstellern zusammengearbeitet, um spezifische Formulierungen wie Gele, Schäume und Alco-Schäume anzubieten – alles im vor dem Hintergrund einer verbesserten Händehygiene-Compliance.

Die Zukunft der Händehygiene

Es ist nicht leicht zu sagen, wo genau die Zukunft der Händehygiene liegt, aber mit der breiten Einführung der 5G-Technologie sehen wir die frühen Anfänge einer stark IoT-getriebenen Welt. Dieser Trend hat sowohl die Welt der Händehygiene als auch das Gesundheitswesen bereits erfasst. Aus diesem Grund hat OPHARDT Hygiene vor über neun Jahren die ersten IoT-fähigen Spender für Kliniken und Krankenhäuser eingeführt.

Denn das Sammeln von Spenderinformationen bietet viele Vorteile. Abgesehen von den offensichtlichen Daten zu Füllstand, Batteriestatus und Spenderfunktionalität scheint es, dass die Digitalisierung der Händehygiene im Gesundheitswesen einen Quantensprung für die Infektionsprävention einleiten kann. Ganz so wie die Einführung alkoholischer Händedesinfektionsmittel vor fast 60 Jahren. Während uns die Arbeit von Semmelweis und anderen geholfen hat zu verstehen, warum die Händehygiene so entscheidend für eine erfolgreiche Patientenbehandlung ist, sehen wir oft, dass die tatsächliche Compliance der Händehygiene in medizinischen Einrichtungen oft immer noch unter 40 Prozent liegt.

Dank des OPHARDT Hygiene Monitoring System® (OHMS) hat eine an der BDH-Klinik Greifswald durchgeführte Arbeit gezeigt, dass gezielte Schulungen – basierend auf den vom OHMS bereitgestellten Daten – zu einer deutlich verbesserten Qualität der Händehygiene und einer erhöhten Anzahl von Händedesinfektionen führen können. Die Einführung des innovativen Systems in Greifswald ermöglichte eine Steigerung des Desinfektionsmittelverbrauchs um 30 % pro Patiententag, was mit einer Verringerung der Antibiotikabehandlungstage um 28 % korrelierte. Angesichts der zunehmenden Antibiotikaresistenzen und der erschreckenden Zahl von Krankenhausinfektionen sind das bedeutende Ergebnisse, die eine gute Patientenversorgung sicherstellen.

Seit der Greifswalder Studie hat der Einsatz von Feedback-Systemen den Anwendungsbereich von elektronischen Monitoring-Systemen weiter vergrößert. Die Implementierung von Feedback-Monitoren – die dem Krankenhauspersonal eine sofortige Rückmeldung über die Händehygiene-Compliance „auf Station“ geben – erhöht nachweislich das Händedesinfektionsverhalten. Neue Produkte, die ein sofortiges Feedback über eine korrekt durchgeführte Händedesinfektion geben, stehen in den Startlöchern und bilden einen weiteren Baustein für die Infektionsprävention.


Quellen:

[1] Ataman, A. D., Vatanoğlu-Lutz, E. E., Yildirim, G. (2013). Medicine in stamps – Ignaz Semmelweis and Puerperal Fever. J Turk Ger Gynecol Assoc. 14(1), 35-9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3881728/

[2] Bencko, V., Schejbalová, M. (2006). From Ignaz Semmelweis to the Present: Crucial Problems of Hospital Hygiene. Indoor Build Environ 15(1), 3-7. https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/1420326X06062362

[3] McDonald, L. (2016). Florence Nightingale: Statistics to Save Lives. IJSP 5(1), 26-35. https://www.researchgate.net/profile/Lynn_Mcdonald2/publication/284199975_Florence_Nightingale_Statistics_to_Save_Lives/links/5a6350120f7e9b6b8fd87191/Florence-Nightingale-Statistics-to-Save-Lives.pdf

[4] Alexander, J.W. (1985). The Contributions of Infection Control to a Century of Surgical Progress. Ann Surg 201(4), 423-28. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1250728/pdf/annsurg00110-0033.pdf

[5] Bencko, V., Schejbalová, M. (2006). From Ignaz Semmelweis to the Present: Crucial Problems of Hospital Hygiene. Indoor Build Environ 15(1), 3-7. https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/1420326X06062362

[6] Bencko, V., Schejbalová, M. (2006). From Ignaz Semmelweis to the Present: Crucial Problems of Hospital Hygiene. Indoor Build Environ 15(1), 3-7. https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/1420326X06062362

[7] Jessney, B. (2012). Joseph Lister (1827-1912): a pioneer of antiseptic surgery remembered a century after his death. J Med Biog 20(3), 107-10.

[8] Alexander, J.W. (1985). The Contributions of Infection Control to a Century of Surgical Progress. Ann Surg 201(4), 423-28. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1250728/pdf/annsurg00110-0033.pdf

[9] Tan, S. Y., Tatsumura, Y. (2015). Alexander Fleming (1881-1955): Discoverer of penicillin. Singapore Med J 56(7), 366-67. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4520913/

[10] Alexander, J.W. (1985). The Contributions of Infection Control to a Century of Surgical Progress. Ann Surg 201(4), 423-28. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1250728/pdf/annsurg00110-0033.pdf

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