haendehygiene-compliance im Krankenhaus
Die Händehygiene gilt als effektive Infektionsschutzmaßnahme
Forschung und Wissenschaft

Umfassende Übersichtsarbeit zur Händehygiene-Compliance im Krankenhaus

Ein Forscherteam aus Irland hat zahlreiche durchgeführte Studien zur Händehygiene-Compliance in Krankenhäusern ausgewertet und interessante Ergebnisse ans Licht gebracht.

Die Händehygiene gilt als besonders effektive Maßnahme, um nosokomiale Infektionen nachhaltig zu reduzieren. Trotz dieser Kenntnis wird die Händedesinfektion im Klinikalltag noch viel zu selten praktiziert. [1] Die weltweite Zunahme von multiresistenten Erregern unterstreicht die Wichtigkeit und Dringlichkeit einer effektiven Infektionsprävention im Gesundheitswesen aber auch Bereichen des öffentlichen Lebens.

Händehygiene-Compliance im Krankenhaus mit OPHARDT
Die 5 Momente der Händehygiene

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Jahr 2009 das Modell „5 Momente der Händehygiene“ ins Leben gerufen. [2] Dieses Modell dient dem Krankenhauspersonal als Orientierung, zu welchen Zeitpunkten in der Patientenbehandlung eine hygienische Händedesinfektion zu erfolgen hat. Um die regelkonforme Durchführung im Klinikalltag zu überprüfen, beobachten geschulte Personen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Klinik in Bezug auf das Desinfektionsverhalten. [2] Im Fachjargon wird häufig der englische Begriff „Compliance“ benutzt.

105 von 7217 Händehygiene-Studien werden ausgewertet

Forscher der Universität Limerick haben sich mit dem Thema Händehygiene-Compliance im Krankenhaus genauer beschäftigt und werteten über 100 Studien detailliert aus, die seit dem Jahr 2010 zu dem Thema veröffentlicht wurden. In der ersten Recherche identifizierten die Wissenschaftlicher 7217 Studien, die sukzessive anhand bestimmter Kriterien auf 105 Arbeiten reduziert wurden.

Die Ergebnisse der Übersichtsarbeit zeigen, dass nur etwa jede zweite notwendige hygienische Händedesinfektion überhaupt durchgeführt wird. Das Pflegepersonal weist dabei mit 52 Prozent im Vergleich zur Ärzteschaft (45 Prozent) eine bessere Händehygiene-Compliance auf. Die irischen Forscher unterstreichen die hohe Heterogenität der Ergebnisse unter den untersuchten Studien und führen dies auf eine nicht-standardisierte methodische Vorgehensweise in den einzelnen Arbeiten zurück. Auch die Definition, wann eine Händedesinfektion gemäß der 5 Momente der Händehygiene zu erfolgen hat, scheint in den über einhundert untersuchten Studien nicht einheitlich zu sein und führt zu heterogenen Ergebnissen.

Händehygiene-Compliance im Krankenhaus bleibt im Fokus

Auch wenn die Ergebnisse der einzelnen Studien eine hohe Streuung aufweisen, zeigen die durchschnittlichen Compliance-Werte, dass in Sachen Händehygiene noch viel Luft nach oben ist und Maßnahmen notwendig sind, um die Situation zu verbessern. Ein wichtiger Ansatz zur Verbesserung der Händehygiene-Compliance liegen in einer verbesserten Infrastruktur mit Händedesinfektionsmittelspendern – insbesondere am sogenannten Point-of-Care.

Auch das Thema Feedback und Rückmeldung an das Krankenhauspersonal muss von den Hygieneverantwortlichen berücksichtigt werden, um das Thema Händehygiene in der Belegschaft zu stärken.


Studie zum Artikel “Umfassende Übersichtsarbeit zur Händehygiene-Compliance im Krankenhaus”: Bredin, Diane, et al. “Hand hygiene compliance by direct observation in physicians and nurses: a systematic review and meta-analysis.” Journal of Hospital Infection (2022).

Quellen:

[1] Erasmus, Vicki, et al. „Systematic review of studies on compliance with hand hygiene guidelines in hospital care.“ Infection control and hospital epidemiology 31.3 (2010): 283.

[2] World Health Organization. „WHO guidelines on hand hygiene in health care.“

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